Samstag, 7. Dezember 2013

Ein platter Reifen kann auch etwas Gutes an sich haben

Wir sind noch in Mae Hongs Song ,wo es abgesehen von den Naturschönheiten und Trekking Touren auch viele Bergvölker zu entdecken gibt.Oft kann man Touren buchen um diese zu besuchen.
Für uns sind solche Touristenangebote immer etwas zwiespältig,da es uns nicht behagt zum Beispiel in ein Dorf zu fahren, Eintritt zu bezahlen und dann Menschen ethnischer Minderheiten zu betrachten. Irgendwie kommt uns bei solch einer Vorstellung immer wieder das Wort Zoo in den Kopf. Es ist nicht nur der Fakt, das man nicht weiss, ob die Eintrittsgelder wirklich den Völkern zu Gute kommen,aber auch der Umstand,dass wir Menschen lieber in ihrer natürlichen Umgebung begegnen.

Ein wenig neugierig sind wir schon und so wollen wir uns das Dorf in welchem die Padong Karen (welche auch als Long Neck Frauen bekannt sind)  leben , anschauen um uns ein eigenes Bild davon zu machen, ob der Tourismus Gutes oder Schlechtes für sie bringt.

Der Weg zum Dorf führt durch eine saftig grüne,wild bewachsene Natur. Immer wieder müssen wir mit unserem kleinen Moped langsam fahren um kleine Bäche,welche quer über die Strasse führen zu überqueren. 


Nach gut 10 km kommen wir im Dorf an - die Zeit und der Fortschritt verschont auch den letzten Winkel Thailands nicht.Überall gibt es Stände und Souvenirs zu ergattern. Von den 'Langhalsfrauen' ist weit und breit nichts zu sehen, da sie abgeschirmt im unteren Teil des Dorfes leben,welches man gegen Eintritt besuchen kann.
Wir machen uns schnell wieder auf den Rückweg . Schon auf der Hinfahrt haben wir geschmunzelt,als wir ein Schild mit "Hupen verboten. Elefanten kreuzen die Strasse" gesehen haben. Als wir dann aber um eine Kurve biegen und wirklich einen solchen Dickhäuter vor uns sehen,staunen wir nicht schlecht. Ehrfürchtig machen wir ein paar Fotos. 




Als wir unser Moped zur Weiterfahrt in Bewegung setzten passiert es - wir haben einen platten Reifen und stehen mitten im Nirgendwo.

Mhh nun ist guter Rat teuer -was machen wir? Wir entscheiden uns fürs Schieben. Da es kurz nach 12 Uhr ist,sollten wir noch genug Zeit haben das 10km entfernt liegende Mae Hong son vor Einbruch der Dunkelheit per Fuß zu erreichen.

Die Mittagssonne,welche ihre warmen Strahlen vom Himmel sendet, macht das Schieben nicht leichter. Nachdem wir schon gute 2km geschoben haben,stoppt plötzlich ein Songthaew ( Taxi). Ein Mann erklärt uns in gutem Englisch ,dass im 100m entfernt liegenden Dorf jemand ist der Mopeds repariert. 

Das wäre ja zu schön um wahr zu sein!Also los geht es! Wir verlassen die geteerte Strasse und biegen auf einen staubigen Weg ein.

Wir kommen im Dorf mit 4 Häusern an.Im 3ten Haus sollen wir klopfen. Wir machen uns mit einem sawadeeka bzw. hello bemerkbar.Aber leider scheint uns niemand zu hören.Nach ein paar erfolglosen Versuchen unsere Ankunft anzukündigen, bewegt sich etwas im Busch hinterm Haus und kommt langsam auf uns zu.

Nach und nach erkennen wir, wie sich eine große und dennoch grazile Gestalt in Richtung Gartentor zu uns hin bewegt.Die Frau scheint zu telefonieren und als sie sich in Augenweite nähert, sehen wir die goldenen glänzenden Ringe um ihren Hals.

Wir trauen unseren Augen kaum,da sie zum Stamm der Padong Karen gehört,jenem hill tribe,der im vorherigen Dorf gegen Eintritt'zu besichtigen' ist. Mit einer Geste zeigen wir auf unseren platten Reifen und stammeln 'puncture' und motorbike repair' .Wir bleiben zögerlich am Zaun stehen bis sie uns mit einem freundlichen Lächeln zuwinkt und deutet,dass wir das Moped doch in den Hof schieben sollen. Wir beobachten,wie sie ruhig und einer Sprache die anders als Thai klingt,telefoniert und ihre Blicke immer wieder auf unser Moped schweifen.

Mit Zeichensprache und ein paar Brocken Englisch gibt sie uns zu verstehen,dass erst jemand um 5 am Nachmittag kommt.  Wir bedanken uns freundlich aber dennoch ist uns die Enttäuschung anscheinend ein wenig ins Gesicht geschrieben,da die Padong Frau mitfühlend und in sanftem Ton 'Sorry' sagt.  Dies zaubert uns sogleich ein Lächeln aufs Gesicht. 

Wir verabschieden uns und schieben unsere alte Möhre aus dem Hoftor hinaus die staubige Strasse wieder hinab. Was für ein Glück haben wir doch im Unglück.Nicht nur,dass uns nichts mit dem Moped passiert ist,aber auch,dass wir die hilfsbereite "Langhalsfrau" in ihrer alltäglichen Umgebung kennenlernen und sogleich beobachten konnten.

Also weiter geht es schiebend die Hauptstraße entlang.Ab und an tuckern andere Mopeds langsam an uns vorbei und werfen uns neugierige Blicke zu.
Die Meilensteine ,welche wir in gleichmäßigen Abständen sehen zeigt diesmal 6km an. Rechts und links tut sich der dicht bewachsene Dschungel in saftig schillernden Grüntönen auf. Wir schieben und schieben,Hügel rauf und Hügel runter bis wir plötzlich ein paar Häuser am Wegesrand sehen. Diese sind diesmal aus Beton gebaut und sehen moderner aus. Wir treffen eine Frau und erklären ihr wieder mit Händen und Füssen unsere missliche Lage. Wir deuten die Gestiken, Mimik und Brocken englisch der Frau so,dass wir warten sollen. Nach 10 Minuten hören wir das Geräusch eines alten Dieselmotors als auch schon alsbald ein weißer Toyota Truck mit 3 jungen Burschen um die Ecke biegt. Geschickt laden sie das Moped auf die Ladefläche und fahren uns die restlichen Kilometer zur Stadt. Wir sind unendlich dankbar,als sie uns vor einer Werkstatt absetzen. Als wir sie fragen,wieviel der Transportdienst kostet , lächeln sie nur und lehnen sämtliches Geld ab.
 
Auch so etwas gibt es noch im super touristischen Thailand,wo man manchmal das Gefühl nicht los wird,dass ein Lächeln immer gleich mit Geld kompensiert werden muss bzw. man eine Dollarnote auf 2 Beinen ist.

In Windeseile ist der Schlauch getauscht. Wir machen uns schnurstracks auf den Weg zum Mopedverleih. Da wir es erst am nachmittag zuvor ausgeliehen haben,kommen wir gerade rechtzeitig an um für keinen weiteren Tag bezahlen zu müssen. Mit einem Lächeln geben wir die alte Möhre wieder ab und suchen dann schnell das Weite.



Was für ein abenteuerlicher Tag. Ein platter Reifen kann auch etwas Gutes an sich haben!


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